Dienstag, 16. August 2016
Die mit den Bären tanzen
tremass, 02:32h
Nun gibt es den ersten versprochenen Gastbeitrag: Julia berichtet über unsere Unternehmung vom vergangenen Sonntag (und ich habe noch ein paar Bilder reingebastelt), aber lest selbst:
Eine Sonntagswanderung in den Great Smoky Mountains hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt….
Für Martin und mich war es der dritte Tag in den Smoky Mountains, Franzi blieb zu Hause, da sie sich auf ihren ersten Arbeitstag am Montag vorbereiten wollte.

Die Tourvorbereitung.
Also brachen Martin und ich alleine noch einmal in die Smokys auf, um eine Tageswanderung zu machen. Er hatte eine Stelle ausgesucht, von der aus wir die Wanderung gut starten konnten und wir entschieden uns in Cades Cove spontan für einen Trail, der uns ca. 3,5 Meilen straff den Berg herauf führte.

Der Anfang unseres Wanderweges.
Wir brachen etwa 14.30 Uhr auf, hoch motiviert und erfreuten uns an der schönen, abwechslungsreichen Strecke.

Eine Querung über einem der Flüsschen.

Die Vegetation in den Smokeys hat teilweise eine Tendenz zu tropischen Gewächsen.
Martin entdeckte ein paar Weberknechte und einen Salamander in einem Baum.

Das ist kein Weberknecht...

... aber das ist ein Salamander.
Kurz vor 17 Uhr erreichten wir eine Weggabelung, auf der wir überlegten, wie wir weiterlaufen wollten. Ich war schon ziemlich erschöpft, da ich an das Klima nicht gewöhnt bin, wohingegen Martin zu diesem Zeitpunkt noch recht fit zu sein schien.

Martin kurz vor der Weggabelung.
Er schlug auch noch eine kleine Strecke vor, bevor er umkehren wollten, doch ich hatte schon Bedenken, wusste ich doch durch die intensive Recherche der vergangenen Tage gemeinsam mit Franzi und Martin, dass die immerhin ca 1500 Bären, die in den Smokys leben, bei Dämmerung aktiv werden würden.

Einige Campingstellen im Wald waren geschlossen.
Also schlug ich vor, umzukehren, denn ich fürchtete, wir würden in Zeitnot geraten. Martin rechnete noch ein wenig hin und her und wir entschlossen uns, uns auf der Weggabelung kurz auszuruhen und etwas zu essen. Dafür hatten Martin und Franzi übrigens „Bärentüten“ besorgt, die das Essen geruchssicher verpacken, denn Bären können ausgezeichnet riechen und werden häufig von Essensgerüchen, aber auch stark riechenden Parfums und Duschgels angelockt.
Es dauerte nicht lange und ich begann, mich unwohl zu fühlen. Ich biss in meine Banane, Martin würzte gerade eine Gurke mit Salz und ich merkte, wie sich eine Unruhe in mir ausbreitete. Der Appetit verging mir und ich fing an, mich nervös umzuschauen: Wir hatten immerhin unser Essen ausgebreitet und wir hatten seit Stunden schon keine Menschenseele mehr gesehen. Hinzu kamen immer wieder Geräusche, die sich nicht genau einordnen ließen…. Und ein Holzstapel, in ca. 40 Metern Entfernung, der auch ein Bär hätte sein können. „Blödsinn Julia, sei doch nicht immer so ängstlich“, sagte ich zu mir und mampfte den Rest der Banane. Mittlerweile hatte Martin allerdings meine Unruhe bemerkt und ich schien ihn damit angesteckt zu haben. Er fing nun auch an, sich in alle Richtungen umzudrehen. Auch ihm war der Holzstapel aufgefallen, auch er sagte sich, dass es nur ein Holzstapel sei…..
Es kommt einem sehr unwirklich vor, doch bevor man überhaupt etwas versteht, ist die gefürchtete Situation eingetreten und man beginnt nur noch, zu reagieren. Als wir wieder den prüfenden Blick Richtung Holzstapel wendeten, sahen wir beide nun eindeutig ein Bärengesicht….ein Bär hatte sich neben den Holzstapel gestellt und schaute uns an!
Das pure Adrenalin schoss in den Körper, während ich schon halb panisch aufsprang und mich schon auf halber Strecke den Abhang runter befand, Martin zurufend: „Wir müssen hier weg, komm!“ blieb dieser, zumindest äußerlich, völlig ruhig und besonnen, sammelte die Essensreste ein und rief zu Ruhe auf. Es ist sehr wichtig, dem Bären in einer solchen Situation durch Körpersprache zu signalisieren, dass man keine scheue Beute ist und man soll bestimmt auftreten (Versucht das mal in so einer Situation).
Wir liefen zügig, uns laut unterhaltend (der Bär soll merken, dass man da ist und sich in seine Richtung bewegt, im Idealfall tritt er dann die Flucht an) mit einem riesigen Schock den Berg runter. Wir liefen einfach weiter, immer weiter, wir wollten zügig aus dem Wald raus, wir hatten ja immerhin noch ein ganzes Stück Weg vor uns. Wir erzählten uns abwechselnd lautstark Geschichten und dank Martins Besonnenheit konnten wir uns beide wieder etwas beruhigen. Wir schauten uns nun ständig um und mussten aufpassen, nicht in jeder Wurzel einen Bären zu sehen. Aber es gelang uns recht gut. …
Bis ich irgendwie wieder so ein komisches Gefühl bekam. Wie ihr jetzt auch, dachte ich mir, das ist doch Blödsinn, das bildet man sich ein, weil man gerade noch einen Bären gesehen hat. Aber das Gefühl ließ mich trotz dieser Selbstberuhigungsversuche nicht mehr los….und dann wusste ich auch, wieso. Als wir um eine Wegbiegung kamen, sah ich in ca. 100 Metern Entfernungen noch einen Bären! Ich konnte das wirklich nicht glauben. Er stand auf dem Wanderweg und scharrte Erde auf. Mehr konnte ich nicht sehen, weil ich schon wieder völlig aufgelöst Martin am Arm packte und sagte: „ Da is' noch einer!!!“ Ein kurzer Blick von Martin und wir gingen langsam ein paar Schritte zurück. Diese Situation war noch schwieriger, denn der Bär stand auf dem einzigen Weg nach unten. Für mich sah er sehr klein aus, auf die Entfernung schlussfolgerte ich, es müsse sich um ein Jungtier handeln. Das Jungtier als solches ist wahrscheinlich weniger gefährlich als ein ausgewachsener Bär. Das Problem ist nur, wo das Jungtier ist, da ist die Mutter mit Sicherheit nicht weit. Und Bärenmütter verstehen gar keinen Spaß, wenn es um ihre Kleinen geht. Dies ist eine der wenigen Situationen, in denen Bären Menschen angreifen. Was einem in so einem Moment im Kopf rumgeht….kann man gar nicht richtig beschreiben. Während ich mit meiner Angst beschäftigt war und das Gefühl hatte, mich gleich in die Büsche übergeben zu müssen, dabei Martin fragte: „Was machen wir denn jetzt?“ blieb er, wie immer, völlig cool und sagte nur: „Wir werden jetzt hier warten, bis der Bär verschwunden ist.“ (Wie ist er nur so ruhig geblieben?). Gesagt, getan. Wir warteten einige Zeit und schlichen uns mit größter Vorsicht um die Ecke. Der Bär war weg. Wir liefen ein paar Meter in die Richtung, in der der Bär stand und plötzlich rief Martin.“ Au! Wir müssen mal ein wenig schneller gehen!“ Diesen grammatikalisch wohlgeformten und sogar noch höflich ausgesprochenen Satz sagte er, während er von ein paar Wespen attackiert wurde und schon gestochen wurde. Der Bär hatte nämlich offensichtlich ein Wespennest ausgegraben und diese waren nun, froh, ein Ventil für ihre Wut gefunden zu haben, auf Martin losgegangen.
Die Stimmung war endgültig dahin. Im Eiltempo liefen und liefen und liefen wir….dabei immer noch lautstark Geschichten erzählend, ab und an mit den imaginären Bären im Wald redend….
Endlich, endlich kamen wir unten an, nachdem wir ca. 30 Minuten vorm Parkplatz noch einen tiefenentspannten jungen Wanderer aus Ohio trafen. Ich zeigte ihm die Steine in meiner Hand (damit wollte ich den Bären bewerfen) und die Bärenglocke (zu sehen auf dem Tourvorbereitungsbild) und wir berichteten ihn von den Bärenvorfällen. Er erwiderte nur lapidar: „Yeah, I’ve also met a bear uphill.“ („Ja, ich habe oben auch einen Bären getroffen.“) Und zuckte dabei mit den Schultern.
Als wir zu Hause ankamen, trafen wir auf eine sehr besorgte Franzi. Sie hatte versucht, uns auf dem Handy zu erreichen. Da wir aber damit beschäftigt waren, vor Bären davon zu laufen, hatten wir ihre Anrufe nicht mitbekommen.
Die Erleichterung, wieder zu Hause zu sein, kann man sich kaum vorstellen….
Eine Sonntagswanderung in den Great Smoky Mountains hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt….
Für Martin und mich war es der dritte Tag in den Smoky Mountains, Franzi blieb zu Hause, da sie sich auf ihren ersten Arbeitstag am Montag vorbereiten wollte.

Die Tourvorbereitung.
Also brachen Martin und ich alleine noch einmal in die Smokys auf, um eine Tageswanderung zu machen. Er hatte eine Stelle ausgesucht, von der aus wir die Wanderung gut starten konnten und wir entschieden uns in Cades Cove spontan für einen Trail, der uns ca. 3,5 Meilen straff den Berg herauf führte.

Der Anfang unseres Wanderweges.
Wir brachen etwa 14.30 Uhr auf, hoch motiviert und erfreuten uns an der schönen, abwechslungsreichen Strecke.

Eine Querung über einem der Flüsschen.

Die Vegetation in den Smokeys hat teilweise eine Tendenz zu tropischen Gewächsen.
Martin entdeckte ein paar Weberknechte und einen Salamander in einem Baum.

Das ist kein Weberknecht...

... aber das ist ein Salamander.
Kurz vor 17 Uhr erreichten wir eine Weggabelung, auf der wir überlegten, wie wir weiterlaufen wollten. Ich war schon ziemlich erschöpft, da ich an das Klima nicht gewöhnt bin, wohingegen Martin zu diesem Zeitpunkt noch recht fit zu sein schien.

Martin kurz vor der Weggabelung.
Er schlug auch noch eine kleine Strecke vor, bevor er umkehren wollten, doch ich hatte schon Bedenken, wusste ich doch durch die intensive Recherche der vergangenen Tage gemeinsam mit Franzi und Martin, dass die immerhin ca 1500 Bären, die in den Smokys leben, bei Dämmerung aktiv werden würden.

Einige Campingstellen im Wald waren geschlossen.
Also schlug ich vor, umzukehren, denn ich fürchtete, wir würden in Zeitnot geraten. Martin rechnete noch ein wenig hin und her und wir entschlossen uns, uns auf der Weggabelung kurz auszuruhen und etwas zu essen. Dafür hatten Martin und Franzi übrigens „Bärentüten“ besorgt, die das Essen geruchssicher verpacken, denn Bären können ausgezeichnet riechen und werden häufig von Essensgerüchen, aber auch stark riechenden Parfums und Duschgels angelockt.
Es dauerte nicht lange und ich begann, mich unwohl zu fühlen. Ich biss in meine Banane, Martin würzte gerade eine Gurke mit Salz und ich merkte, wie sich eine Unruhe in mir ausbreitete. Der Appetit verging mir und ich fing an, mich nervös umzuschauen: Wir hatten immerhin unser Essen ausgebreitet und wir hatten seit Stunden schon keine Menschenseele mehr gesehen. Hinzu kamen immer wieder Geräusche, die sich nicht genau einordnen ließen…. Und ein Holzstapel, in ca. 40 Metern Entfernung, der auch ein Bär hätte sein können. „Blödsinn Julia, sei doch nicht immer so ängstlich“, sagte ich zu mir und mampfte den Rest der Banane. Mittlerweile hatte Martin allerdings meine Unruhe bemerkt und ich schien ihn damit angesteckt zu haben. Er fing nun auch an, sich in alle Richtungen umzudrehen. Auch ihm war der Holzstapel aufgefallen, auch er sagte sich, dass es nur ein Holzstapel sei…..
Es kommt einem sehr unwirklich vor, doch bevor man überhaupt etwas versteht, ist die gefürchtete Situation eingetreten und man beginnt nur noch, zu reagieren. Als wir wieder den prüfenden Blick Richtung Holzstapel wendeten, sahen wir beide nun eindeutig ein Bärengesicht….ein Bär hatte sich neben den Holzstapel gestellt und schaute uns an!
Das pure Adrenalin schoss in den Körper, während ich schon halb panisch aufsprang und mich schon auf halber Strecke den Abhang runter befand, Martin zurufend: „Wir müssen hier weg, komm!“ blieb dieser, zumindest äußerlich, völlig ruhig und besonnen, sammelte die Essensreste ein und rief zu Ruhe auf. Es ist sehr wichtig, dem Bären in einer solchen Situation durch Körpersprache zu signalisieren, dass man keine scheue Beute ist und man soll bestimmt auftreten (Versucht das mal in so einer Situation).
Wir liefen zügig, uns laut unterhaltend (der Bär soll merken, dass man da ist und sich in seine Richtung bewegt, im Idealfall tritt er dann die Flucht an) mit einem riesigen Schock den Berg runter. Wir liefen einfach weiter, immer weiter, wir wollten zügig aus dem Wald raus, wir hatten ja immerhin noch ein ganzes Stück Weg vor uns. Wir erzählten uns abwechselnd lautstark Geschichten und dank Martins Besonnenheit konnten wir uns beide wieder etwas beruhigen. Wir schauten uns nun ständig um und mussten aufpassen, nicht in jeder Wurzel einen Bären zu sehen. Aber es gelang uns recht gut. …
Bis ich irgendwie wieder so ein komisches Gefühl bekam. Wie ihr jetzt auch, dachte ich mir, das ist doch Blödsinn, das bildet man sich ein, weil man gerade noch einen Bären gesehen hat. Aber das Gefühl ließ mich trotz dieser Selbstberuhigungsversuche nicht mehr los….und dann wusste ich auch, wieso. Als wir um eine Wegbiegung kamen, sah ich in ca. 100 Metern Entfernungen noch einen Bären! Ich konnte das wirklich nicht glauben. Er stand auf dem Wanderweg und scharrte Erde auf. Mehr konnte ich nicht sehen, weil ich schon wieder völlig aufgelöst Martin am Arm packte und sagte: „ Da is' noch einer!!!“ Ein kurzer Blick von Martin und wir gingen langsam ein paar Schritte zurück. Diese Situation war noch schwieriger, denn der Bär stand auf dem einzigen Weg nach unten. Für mich sah er sehr klein aus, auf die Entfernung schlussfolgerte ich, es müsse sich um ein Jungtier handeln. Das Jungtier als solches ist wahrscheinlich weniger gefährlich als ein ausgewachsener Bär. Das Problem ist nur, wo das Jungtier ist, da ist die Mutter mit Sicherheit nicht weit. Und Bärenmütter verstehen gar keinen Spaß, wenn es um ihre Kleinen geht. Dies ist eine der wenigen Situationen, in denen Bären Menschen angreifen. Was einem in so einem Moment im Kopf rumgeht….kann man gar nicht richtig beschreiben. Während ich mit meiner Angst beschäftigt war und das Gefühl hatte, mich gleich in die Büsche übergeben zu müssen, dabei Martin fragte: „Was machen wir denn jetzt?“ blieb er, wie immer, völlig cool und sagte nur: „Wir werden jetzt hier warten, bis der Bär verschwunden ist.“ (Wie ist er nur so ruhig geblieben?). Gesagt, getan. Wir warteten einige Zeit und schlichen uns mit größter Vorsicht um die Ecke. Der Bär war weg. Wir liefen ein paar Meter in die Richtung, in der der Bär stand und plötzlich rief Martin.“ Au! Wir müssen mal ein wenig schneller gehen!“ Diesen grammatikalisch wohlgeformten und sogar noch höflich ausgesprochenen Satz sagte er, während er von ein paar Wespen attackiert wurde und schon gestochen wurde. Der Bär hatte nämlich offensichtlich ein Wespennest ausgegraben und diese waren nun, froh, ein Ventil für ihre Wut gefunden zu haben, auf Martin losgegangen.
Die Stimmung war endgültig dahin. Im Eiltempo liefen und liefen und liefen wir….dabei immer noch lautstark Geschichten erzählend, ab und an mit den imaginären Bären im Wald redend….
Endlich, endlich kamen wir unten an, nachdem wir ca. 30 Minuten vorm Parkplatz noch einen tiefenentspannten jungen Wanderer aus Ohio trafen. Ich zeigte ihm die Steine in meiner Hand (damit wollte ich den Bären bewerfen) und die Bärenglocke (zu sehen auf dem Tourvorbereitungsbild) und wir berichteten ihn von den Bärenvorfällen. Er erwiderte nur lapidar: „Yeah, I’ve also met a bear uphill.“ („Ja, ich habe oben auch einen Bären getroffen.“) Und zuckte dabei mit den Schultern.
Als wir zu Hause ankamen, trafen wir auf eine sehr besorgte Franzi. Sie hatte versucht, uns auf dem Handy zu erreichen. Da wir aber damit beschäftigt waren, vor Bären davon zu laufen, hatten wir ihre Anrufe nicht mitbekommen.
Die Erleichterung, wieder zu Hause zu sein, kann man sich kaum vorstellen….
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